Die Wahl des richtigen Unterputzes

Unterputz wird mit einer Kartätsche auf die Fassade aufgezogen

Putzfassaden zeichnen sich durch individuell gestaltete Oberflächen und eine Vielzahl verschiedener Strukturen und Körnungen aus. Für ein optimales Ergebnis ist neben fachkundiger Gestaltung insbesondere eine sichere Unterkonstruktion erforderlich. Denn durch falsch gewählte Unterputze können Risse und andere Schäden entstehen. Dieser Artikel zeigt den Stand der Technik auf und gibt Hinweise zum fachgerechten Verputzen von Mauerwerk.

Risse in Putzfassaden vermeiden

Risse in Putzfassaden sorgen immer wieder für Verärgerung bei Bauherren. Häufig resultieren solche Schäden aus Bewegungen im Untergrund, die vom Unterputz wegen mangelnder Verformungsfähigkeit nicht kompensiert werden können. Die Folgen sind für alle Beteiligten unangenehm: Neben Diskussionen um Gewährleistungsansprüche und teure Nachbesserungen leidet auch die Reputation des Fachhandwerkbetriebs. Eine genaue Abstimmung des Putzsystems auf das Mauerwerk kann dem vorbeugen.

Einflussgrößen für die Wahl des Putzes

Die Wahl des richtigen Unterputzes hängt vor allem von der Wärmeleitfähigkeit des Mauerwerks ab. Bei massiven Wänden kommt in der Regel ein Kalk-Zementputz zum Einsatz. Durch die gestiegenen Anforderungen an den Wärmeschutz haben sich die Baustoffe stark verändert. Im Zuge der Novellierungen der Wärmeschutzverordnung (WSchV) und der Energieeinsparverordnung (EnEV) hat die Steinindustrie verschiedene, hoch wärmedämmende Wandbildner entwickelt, die in Festigkeit, Rohdichte und Porosität variieren. Diese modernen Hightech-Mauersteine sind wesentlich „weicher“ als herkömmliche Ziegel und erfordern modifizierte, weichere und verformungsfähigere Unterputze. Dabei gilt: Je leichter das Mauerwerk, desto weicher muss der Unterputz sein. Mineralische Leichtputze sind diesen Bedingungen angepasst.

Mineralische Leichtputze gleichen Mauerwerksspannungen aus

Parallel zu der Entwicklung immer leichteren Steine wurde auch die Rohdichte und Druckfestigkeit von Leichtputzen seit ihrer Einführung immer weiter gesenkt, so dass man heute von Typ II Leichtputzen, oder Superleichtputzen, spricht. Durch die Zugabe von Leichtzuschlägen wie etwa EPS liegt der Elastizitätsmodul dieser Produkte teilweise unter 1.000 N/mm2. Sie sind damit deutlich flexibler. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Unterputz aus Kalkzement verfügt über ein E-Modul von 5.000 bis 7.000 N/mm2. Die Eigenschaften der neuen, spannungsarmen Leichtputze wie beispielsweise weber.dur 140 SLK sind dagegen optimal an modernes Leichtmauerwerk angepasst.

Eine Fortführung dieser Entwicklung ist der Hochleistungs-Ziegelleichtputz Typ III für monolithische Ziegel-Wandkonstruktionen. Seine Druckfestigkeit beträgt lediglich ≥ 0,4 N/mm2. Die Rezeptur wurde speziell auf die Anforderungen von hochwärmedämmendem Ziegelmauerwerk abgestimmt. Zudem verfügt weber.dur 142 HLZ über eine ausgesprochen niedrige Wärmeleitfähigkeit von lediglich λ = 0,05 W/mK. Mit diesem anrechenbaren Wärmeleitwert trägt er erheblich zur Energieeffizienz der Außenwand bei.

Optimiertes Abbindeverhalten für wirtschaftlichere Prozesse

Um dem Wunsch nach möglichst wirtschaftlichen Bauabläufen noch besser gerecht zu werden, hat die Industrie außerdem Putze mit optimiertem Abbindeverhalten entwickelt. Diese, bei uns als SLK-Putze bezeichneten Mörtel, ziehen schnell an, so dass sie nach dem Auftragen früh zu bearbeiten sind, binden aber nicht zu schnell ab. So werden unnötige Pausen vermieden; gleichzeitig bleibt ein verlängertes Zeitfenster für das Rabottieren oder Glätten der Oberfläche.

Die richtige Vorbehandlung

Bevor man allerdings einen entsprechenden Mörtel auf das wärmedämmende Mauerwerk aufträgt, muss der Putzgrund geprüft werden. Problemzonen wie Rolladenkästen und Deckenranddämmungen sollten nach den Hinweisen der Hersteller vorbereitet werden. So lassen sich Spannungen durch die Verformungseigenschaften der unterschiedlichen Materialien verringern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Feuchtegrad des Mauerwerks. Der Putzgrund sollte austrocknen, bevor ein Unterputz aufgebracht wird. Feuchtigkeit hat einen ungünstigen Einfluss auf die Festigkeitsentwicklung und das Schwindverhalten eines Putzes. Bei erhöhter Baufechte sollte daher eine verlängerte Standzeit von mindestens vier Wochen für den Unterputz eingeplant werden.

Zur Vorbehandlung von unterschiedlich saugenden, wenig griffigen Untergründen eignet sich am besten ein Zement-Spritzbewurf wie beispielsweise weber.dur 100. Bei glatten, nicht saugenden Untergründen sollte eine mineralische Haftbrücke zum Einsatz kommen. Große Hohlräume werden am besten mit einem Verfüllmörtel ausgeglichen.

Gewebearmierung stabilisiert Putzaufbau

Gerade auf schwierigen Untergründen lässt sich durch das zusätzliche Aufbringen einer bewehrten Armierungsschicht das Risiko von Schäden im Putzsystem deutlich verringern. Dabei ist ein vollflächiger Armierungsputz einer Teilflächenarmierung immer vorzuziehen. Ob eine Armierungsschicht notwendig ist, hängt auch vom Grad der Beanspruchung des Putzsystems ab. Risikofaktoren sind zum Beispiel eine besondere Exposition oder starke Bewitterung der Fassade, der Einsatz feinkörniger Oberputze oder dunkler Farbtöne, erhebliche Unregelmäßigkeiten oder Risse im Untergrund, fehlendes Überbindemaß, XPS- oder HWL-Rollladenkästen.

Fazit

Unterputze erfüllen wichtige Funktionen im Wandaufbau. Sie schützen dauerhaft vor Feuchtigkeit, gleichen Spannungen aus und bilden einen ebenen und sicheren Haftgrund für hochwertige Oberputze. Die Entwicklung immer leichterer Mauersteine hat die Entwicklung neuer Putztypen notwendig gemacht. Denn ist der Putz fester als der Untergrund, können Risse entstehen. Die Antwort auf diese Entwicklung sind Leichtputze, die verformungsfähiger sind und Spannungen besser kompensieren können. Bei der Lagerhaltung sollten Stuckateure daher immer mindestens drei Varianten von Unterputzen bevorraten: einen Normalputz sowie je einen Leichtputz Typ I und II. Hinzu kommen ggf. Spezial-Unterputze für besondere Anforderungen.